Diese Meldung ist vom 16.10.2014.
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„Viel Pionierarbeit geleistet“
Als Badleiter hat Reinhard Herrmann den Aufbau und die Weiterentwicklung des Copa Ca Backum viele Jahre lang begleitet und mitgestaltet. Er findet: „Wir haben im Copa eine ganz tolle Crew.“
Die Laufbahn von Reinhard Herrmann bei den Hertener Stadtwerken begann bereits 1979. Als Energieberater hat er den Ausbau der Fernwärmeversorgung mit geplant und unterstützt. Zudem hat er Kunden beraten, die ihre Heizungsanlage auf Fernwärme- oder Gasversorgung umrüsten wollten. Nach dem Beschluss des Stadtrats, ein Freizeitbad in Herten zu bauen, stellte er sich 1987 einer neuen Herausforderung: Reinhard Herrmann übernahm mit Klaus Breil die technische Beratung für die Haustechnik des Großprojekts.
„Am Anfang mussten wir vor allem Recherche betreiben“, erinnert sich der Ruheständler. Gemeinsam mit den Kollegen aus den Fachabteilungen Strom- und Gasversorgung und dem Bauamt der Stadt Herten erarbeitete er sich das Fachwissen in Sachen Bädertechnik. Das war aber nicht der einzig wichtige Aspekt: „Das Freizeitbad sollte der Philosophie der Stadt entsprechen“, erklärt Reinhard Herrmann. Und die schrieb vor allem die Familienfreundlichkeit und den Kontakt zum Bergbau groß.
Im Laufe der Planungen „ist das Bad immer größer geworden“, sagt der drahtige Ehemalige schmunzelnd. Unter anderem war der Saunabereich nicht von Anfang an so groß geplant, „da haben wir damals eine echte Marktlücke entdeckt.“ Zudem hatte man ein Auge auf die zu erwartenden Besucherzahlen. Die Formel lautete Einwohnerzahl mal 3 – macht 210.000 zukünftige Gäste pro Jahr, davon 10 bis 15 Prozent Saunagäste.
Und die wurden von Anfang an in die Planungen mit einbezogen. „Wir haben immer versucht, ein Ohr am Gast zu haben“, so formuliert es Reinhard Herrmann. Zum Beispiel bei der Namensfindung. Sommer, Sonne, Spaß sollten dabei berücksichtigt werden. Und natürlich der lokale Bezug. Aus der brasilianischen „Copacabana“ als Sinnbild für den Sommerurlaub und dem Standort „Backumer Tal“ wurde das „Copa Ca Backum“ – bis heute ein einprägsamer Markenname.
Um das Wohl des Gastes ging es damals wie heute in allen Bereichen des Copa Ca Backum. Genießen mit allen Sinnen – das war die Devise. Für die Nase ist es wichtig, keinen Chlorgeruch wahrzunehmen. Deshalb werden die Chlorwerte akribisch überprüft. Die Akustik spielt in hohen Räumen eine Rolle – da machen die Gäste instinktiv alles richtig: Während vormittags die Senioren ihre Ruhe genießen, können Kids mit ihren Familien nachmittags ausgelassen toben. Ein harmonisches Farbbild ist wichtig – deshalb wurde bei der Gestaltung auf aggressive Farben verzichtet. Und auch das Temperaturempfinden spielt eine Rolle für das Wohlgefühl: „Die Lufttemperatur sollte immer 1°C über der Wassertemperatur liegen“, weiß Reinhard Herrmann.
Nach einem Jahr Betrieb hatte das Bad alle Erwartungen übertroffen. Statt der geplanten 210.000 Besucher kamen über 400.000, dazu über 100.000 in der Sauna und 200.000 im Freibad, „das war ein enormer logistischer Aufwand. Wir hatten zwar das Basiswissen, aber mit dieser Größenordnung hatten wir nicht gerechnet.“ Petra Anlauf und Reinhard Herrmann meisterten mit ihrem Team den Ansturm. „In der Anfangszeit haben wir viel Pionierarbeit geleistet“, sagt der ehemalige Badleiter. Zum Beispiel in der Strukturierung der Bäderreinigung: „Wir haben eine Dosierstation erfunden und verschiedene Reiniger getestet.“ Oder in der Mitarbeiterschulung: „Unsere Fachkräfte haben neben dem Erste-Hilfe-Kurs auch ihren Hilfssanitäter-Schein gemacht.“ Für alle Ideen bekamen Herrmann und sein Team immer auch großen Rückhalt aus der Geschäftsführung der Hertener Stadtwerke. „Und hinterher haben wir in anderen Bädern Vorträge darüber gehalten, wie wir das bewältigt haben.“
Ein Bad mit so vielen Gästen verbraucht natürlich auch viel Energie. Mit seinem Blockheizkraftwerk konnte das Copa Ca Backum von Anfang an einen Großteil davon selbst produzieren. Seit 1993 helfen auch die Solarpaneele auf dem Dach bei der Energiegewinnung. In Sachen Wasserverbrauch hat das aber nicht geholfen. Reinhard Herrmann kam ein Gedanke: „Können wird das Wasser, das wir in die Kanalisation schicken, nicht auffangen und aufbereiten?“ – Der Gedanke ließ ihn nicht los. Gemeinsam mit Experten entwickelte er eine Verfahrenstechnik zur Aufbereitung des Wassers auf Trinkwasserqualität. Die wurde 1996 patentiert.
Und läuft seit 1998 als „AquaRec“-Anlage im Copa Ca Backum, zunächst als Pilotanlage. Das Filtersystem hält Schwebstoffe und einen Großteil der Viren und Bakterien zurück. Und es verwandelt organische Stoffe in anorganische – „das war damals revolutionär in der Bädertechnik.“ So verbrauchte das Copa statt 96.000 Kubikmetern Wasser nur noch 46.000, wenn 600.000 Badegäste kamen. Das weckte natürlich das Interesse anderer Bäder. Die „AquaRec“-Technologie wurde vielfach verkauft. Zum Beispiel nach Göttingen, Herford, Hoyerswerda, Köln, Wuppertal, Essen und Gevelsberg. Für den Vertrieb der „AquaRec – Anlagen“ war ab diesem Zeitpunkt Reinhard Herrmann mit seinem Team zuständig.
„Ich kann von meinem Berufsleben nur schwärmen“, sagt Reinhard Herrmann auch zehn Jahre nach seiner Pensionierung. Den Ruhestand genießt er trotzdem. Er ist passionierter Golfer, Handicap 14,7. Auf Trab hält ihn aber nicht nur das: „Ich habe eine fünfjährige Enkeltochter. Die hat mich voll im Griff. Meine Familie geht mir über alles.“